Veranstaltungen
Hofer Symphoniker: 08. Symphoniekonzert 2017/2018

Termin:Freitag, 13.04.2018
Uhrzeit:19:30 Uhr
Raum:Festsaal

Heimat.Hoffnung.Sehnsucht



Sofia Gubaidulina
Märchen-Poem
 

Sergej Prokofieff
Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 63

 
Sergej Rachmaninoff
Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 44
 
Noa Wildschut, Violine
Stephan Zilias, Dirigent

 

8. Syko

 

„Seien Sie Sie-selbst, haben Sie keine Angst, Sie-selbst zu sein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf Ihrem eigenen falschen Weg weitergehen“, wurde Sofia Gubaidulina, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Komponistinnen, bereits vor 50 Jahren von Dmitrij Schostakowitsch mit auf dem Weg gegeben. Jahrzehntelang durch die stalinistische Diktatur drangsaliert, setzte sie sich mit diesem Lebenscredo erfolgreich durch. Gubaidulinas Musik ist nicht absolut, vielmehr stehen ihre Werke im Kontext zu ihrer philosophischen, religiösen oder mystischen Grundhaltung. Für eine Rundfunksendung über das tschechische Märchen Die kleine Kreide komponierte sie 1971 die Musik, 1992 folgte dann ihre Orchesterfassung mit dem Titel Märchenpoem. Den Inhalt des rund 10-minütigen Werkes fasste Gubaidulina folgendermaßen zusammen: „Hauptperson ist ein kleines Stück Kreide, mit dem man auf Schultafeln schreibt. Die Kreide träumt davon, dass sie wunderbare Schlösser, schöne Gärten mit Pavillons und das Meer zeichnen wird. Aber Tag für Tag ist sie gezwungen, irgendwelche langweiligen Wörter, Zahlen und geometrischen Figuren auf die Tafel zu malen. Dabei wird sie im Unterschied zu den Kindern, die täglich wachsen, immer kleiner und kleiner.“

 

Unmittelbar nach Vollendung seiner 2.  Symphonie versicherte Sergej Rachmaninoff, nie wieder eine Symphonie zu komponieren. 30 Jahre später wagte er sich dennoch wieder an diese Gattung. Seine 3. Symphonie komponierte der Künstler in den Sommermonaten der Jahre 1935/36 in seiner Schweizer Villa am Vierwaldstätter See. Das spätromantische Werk ist mit seiner emphatischen Melodik stark von Wehmut und Sehnsucht geprägt. Eine schwere Last läge auf seinen Schultern, klagte der Künstler 1930 in einem Interview: „Es ist das Bewusstsein, dass ich keine Heimat habe. Die ganze Welt steht mir offen, nur ein Platz ist mir verschlossen, und das ist mein eigenes Land, Russland.“

 

Zur selben Zeit, im Sommer 1935, komponierte Sergej Prokofieffsein 2. Violinkonzert in g-Moll. „Die vielen Orte, an denen ich an dem Konzert arbeitete, sind charakteristisch für das Nomadenleben, das ein konzertierender Künstler führen muss. Das Hauptthema des ersten Satzes entstand in Paris, das des zweiten in Woronesch, die Instrumentation vollendete ich in Baku, die Uraufführung fand im Dezember 1935 in Madrid statt“, so Prokofieff in seinen Erinnerungen zur Entstehung des Werkes. Das Konzert entsprach trotz seiner kosmopolitischen Entstehung gleichwohl den aktuellen kulturpolitischen Maßstäben der Sowjetunion. Mit dem melodischen 1. Satz, dem lyrischen Andante assai im Zentrum und dem rhythmisch-lebhaften Finale erfüllte das Konzert die staatlichen Konzessionen zur „Neuen Einfachheit“ und ebnete dem ehemaligen Stalin-Provokateur den Weg zurück nach Moskau. „Die Luft der Fremde bekommt meiner Inspiration nicht, weil ich Russe bin, und das Unbekömmlichste für einen Menschen wie mich ist es, im Exil zu leben, das mir nicht entspricht.“

(Text: Stefanie Müller-Lietzau)

 

 

Konzerteinführung: 18.30 Uhr, Konferenzbereich (Eintritt frei)

 


 

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Veranstalter: Hofer Symphoniker


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